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Beratung, Hilfestellung und Anlaufstelle für Reisende und Menschen in sozialen Not- und Ausnahmesituationen

                                               

An ihrer Arbeit, an ihrem Namen und an ihrem Signet kommen sowohl Reisende als auch Wohnungslose oder Menschen in akuten sozialen Schwierigkeiten im Bereich des Essener Hauptbahnhofes nicht vorbei – seit 127 Jahren bietet die »Bahnhofsmission Essen« eine Anlaufstelle für alle Bürgerinnen und Bürger. Die Außenstelle Essen ist eine ökumenische Einrichtung der evangelischen und katholischen Kirche in Zusammenarbeit mit den Trägern Diakoniewerk Essen e.V. und Caritasverband für die Stadt Essen e.V. und einer von insgesamt über 100 Standorten in Deutschland. Ob Jung oder Alt, ob mit oder ohne Handicap, ob in einer Krisensituation oder nur einen Rat suchend – beim Team von Nadine Wittmann und Martin Lauscher finden jede Person und jedes Anliegen Gehör. Ein Vor-Ort-Besuch.

                                  


ESSEN. Werktags ab 10 Uhr öffnen sich die Türen der »Bahnhofsmission Essen«, die sich außerhalb des Hauptbahnhofes der Stadt in Richtung „Handelshof“ befindet. „Man weiß nie so recht, welche Begegnungen und welche Geschichten der jeweilige Tag bringen wird“, sagt Martin Lauscher nachdenklich. Er trägt seit drei Jahren als Leiter die Verantwortung für die Bahnhofsmission und weiß ein großes Team an ehrenamtlich Tätigen hinter sich (30 Ehrenamtliche, 2 Vollzeit-Leitungen, 2 Honorarkräfte, 3 Werkstudenten, die Red.). „Ohne sie und ihr großartiges Engagement wäre vieles nicht leistbar“, betont der 34-Jährige. Schließlich gehen die Öffnungszeiten der Bahnhofsmission weit über die normalen Bürozeiten anderer Anlaufstellen hinaus. Bis in den späten Abend hinein ist ein Team der Einrichtung in Notfallsituationen zu sprechen. „Wir weisen niemanden ab. Es ist ein großes Plus, dass man sich je nach Uhrzeit, aber auch zu unterschiedlichen Problemen auf seine ehrenamtlichen Unterstützer verlassen kann“, berichtet Lauscher. So greife er gerne der jeweiligen Situation entsprechend auf Mitarbeitende unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Ausbildung zurück. Es sei wichtig, Gespräche immer auf Augenhöhe führen zu können. „Ich möchte niemandem das Gefühl vermitteln, ihn belehren zu wollen.“  


„Mal einfach nur zuhören, Verständnis zeigen, da sein – das bewirkt schon eine ganze Menge.“ 


Mit der örtlichen Polizei pflegt das Team der Bahnhofsmission einen guten und offenen Austausch. „Natürlich sind es zum Beispiel in den Wintermonaten viele Wohnungslose, die unsere Einrichtung aufsuchen. Aber wir bieten auch Hilfe für Reisende, die weder Zug noch Gleis finden, geben Müttern Gelegenheit ihre Kleinkinder zu stillen oder zu wickeln, leisten Beratung in schweren Notlagen. Aber das Wichtigste ist, dass wir unseren Gästen ein offenes Ohr schenken. Mal einfach nur zuhören, Verständnis zeigen, da sein – das bewirkt schon eine ganze Menge“, weiß Lauscher zu berichten. Für eben diese Fälle gibt es einen größeren Aufenthaltsraum, aber auch einen Einzelgesprächsraum, der einen vertraulichen Rahmen für Anträge auf Leistungen oder seelsorgerische Gespräche bietet. „Es ist natürlich auch so, dass bei vielen Gästen ein großes Schamgefühl vorherrscht. Da möchte man seine Situation und oftmals auch die eigene Hilflosigkeit nicht offen zur Schau stellen.“




Die Bahnhofsmission hat eine beratende Rolle inne. Diese ist nicht nur auf die eigenen Räumlichkeiten begrenzt. „Wir gehen natürlich auch auf den Bahnhof bzw. auf das Gelände. Bei dieser »aufsuchenden Arbeit« setzen wir uns gezielt mit der Szene auseinander. Wir fragen, ob und wo wir helfen können und greifen sowohl kommunikativ als auch unterstützend oder sogar seelsorgerisch ein.“ Seit 2001 begleitet die Bahnhofsmission Essen intensiv Jugendliche, die ihren Lebensmittelpunkt zum Hauptbahnhof oder auf die Straße verlagert haben. Das daraus entstandene Projekt „Bahnhofskids“ dient dem Ziel, eine Vertrauensbasis aufzubauen und die Jugendlichen auf diesem Weg in ein soziales Hilfesystem zu begleiten.


Oftmals erhalten Lauscher und sein Team aber auch Hinweise von der Polizei oder den Helfern und Mitarbeitenden der Deutschen Bahn. „Sie alle sind sehr nah an den Menschen, sehen genau, wer in Schwierigkeiten ist und wer vielleicht unsere Hilfe benötigen könnte.“ Im Hinterkopf hat Martin Lauscher, der gebürtig aus Aachen stammt, zwei Ereignisse, die ihm auch wieder ins Gedächtnis rufen, welch wertvolle Arbeit sein Team und er an diesem Standort leisten. So stand einst eine junge Mutter aus dem Balkan mit fünf Kleinkindern einsam und hilflos auf dem Bahnsteig, da zuvor ihr Mann von der Bundespolizei in Köln aufgegriffen worden war. Auch an einen männlichen Jugendlichen kann sich der Leiter der Einrichtung noch gut erinnern. „Dieser war auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch. Er trug einen Anzug, sah top aus und wollte an diesem Tag seinem Leben durch die Unterschrift unter den Arbeitsvertrag eine entscheidende Richtung geben. Doch auf dem Weg gab es hier am Essener Bahnhof einen tödlichen Unfall, der den jungen Mann psychisch sehr mitgenommen hat. Nach langen Gesprächen konnten wir ihn stabilisieren und wieder in eine Bahn nach Hause setzen.“

                                       


Etwa 30 bis 40 Personen besuchen täglich die Einrichtung, mal mit kleinen Alltagsproblemen, mal mit wirklich großen Sorgen und Ängsten. Je kälter es draußen sei, desto mehr werde die Einrichtung gezielt angesteuert, berichtet Martin Lauscher. Auch sei zu beobachten, dass sich Einsätze seines Teams zum Monatsende hin mehren. Neben aktuellen Ereignissen und Begebenheiten gibt es an jedem Tag auch immer wieder Überraschungen, auf die sich Nadine Wittmann und Martin Lauscher zusammen mit ihrem Team aufs Neue freuen, weil sie wissen, sie können vor Ort soziale Hilfe leisten.


Quelle: Barmherzige Schwestern von der hl. Elisabeth | Website: www.elisabethschwestern-essen.de/ | Foto: Jens Knetsch | CONTENT NEWS (Verwendung von Text und Foto bedürfen einer ausdrücklichen und schriftlichen Genehmigung)


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