„Ohne die Tagespflege würde ich es nicht schaffen“
Seit etwas mehr als zehn Jahren ist Siegfried Heun (82) nun regelmäßig im Louise-Schroeder-Tagespflegezentrum der ASO Alteneinrichtungen der Stadt Oberhausen gGmbH in Osterfeld zu Gast. Konnte er anfangs noch selbstständig den Weg zur Siepenstraße laufen, brachte ihn seine Ehefrau Elsbeth (75) einige Jahre später nur noch mit dem eigenen Auto. Heute wird Siegfried Heun – wie viele andere Gäste der Einrichtung – durch einen Fahrdienst abgeholt und am Nachmittag nach Hause gebracht. „Seit mein Mann regelmäßig zur Tagespflege geht, können wir auch zu Hause wieder miteinander kommunizieren“, berichtet seine Frau im Gespräch mit der »silbergrau«-Redaktion. Dabei hat die 75-Jährige funkelnde Augen. „Ich bin ehrlich. Etwas Besseres hätte uns nicht passieren können.“
OSTERFELD. Solch eine Aussage weckt auch in Andreas Bechert (Pflegedienstleitung) Emotionen und lässt ihn nicht kalt. „In der Louise-Schroeder-Tagespflege möchten wir unsere Tagesgäste an jedem Tag zum Miteinander motivieren, ihnen schöne Momente und Erlebnisse schenken. Auch gemeinsame Aktivitäten werden unternommen. Wenn sich Freundschaften bilden und untereinander Gespräche stattfinden, haben wir unser Ziel erreicht“, schildert der 54-Jähige seine Motivation.
„Mein Mann hat viele Jahre im Chor gesungen, konnte aber nach vielen Krankheiten und Schicksalsschlägen nicht mehr sprechen oder gar singen. In der Tagespflege hörte er auf einmal die Klänge eines Akkordeons. Er fing an zu weinen, war sichtlich gerührt und hat zum ersten Mal nach langer, langer Zeit mitgesummt. Dieser Moment war sehr emotional und machte neuen Mut“, berichtet Elsbeth Heun, die seit vielen Jahren an der Seite ihres Mannes und seit 1964 mit ihm verheiratet ist.
Seit vielen Jahren die gleiche Belegschaft – „Aktivieren, nicht überreden“
Erlebnisse wie das gemeinsame Singen, Kaffeefahrten nach Venlo, den Besuch der Fronleichnamskirmes in Sterkrade oder eines Eis-Cafés oder Weihnachtsmarktes – die Mitarbeiter der Louise-Schroeder-Einrichtung unternehmen einiges mit den Damen und Herren, die meistens von morgens bis zum frühen Nachmittag an der Siepenstraße zu Gast sind. „Das Schöne ist, dass auch nach zehn Jahren noch immer das gleiche Personal dabei ist. Es gab niemals einen Wechsel oder Austausch“, berichtet Elsbeth Heun. Auch Einrichtungsleiter Andreas Bechert ist stolz auf sein Team. „Alle sind mit Begeisterung und Tatendrang dabei. Dabei versuchen wir zu aktivieren, aber nicht zu überzeugen. Wenn jemand keine Lust auf ein Gedächtnistraining, einen Spaziergang oder ein Bingo-Spiel hat, dann wird er auch nicht dazu überredet. Alles geschieht freiwillig. So wie die wöchentliche Skat-Runde der Herren.“
Insgesamt 27 Gäste (m/w) begrüßt die ASO über den Monat hinweg in Osterfeld. „Am Tag kann ich bis zu 14 Personen aufnehmen.“ Bechert selbst ist mittendrin. Nachdem alle Tagesgäste bis gegen 8.30 Uhr eingetroffen sind, gibt es eine Zeitungsrunde. Hierbei liest der gelernte Altenpfleger persönlich Sätze und Artikel zu den Olympischen Spielen, Fußball oder Sport vor. Nicht zu vergessen: Das Wetter und der „Witz des Tages“ dürfen nicht fehlen. Nach individuellen Angeboten wie Bingo, Kochen, Werken treffen sich alle um 12 Uhr zum gemeinsamen Mittagessen. Hier hat das erste Tagespflegezentrum der Stadt Oberhausen eine Besonderheit zu bieten: „Unser Haus kocht selbst, dass ermöglicht uns täglich drei Gerichte zur Auswahl zu stellen. Jeder darf entscheiden, was er essen möchte.“ Der eigene Kuchen werde ebenfalls sehr gelobt, berichtet Bechert. Doch bevor dieser zu einem kleinen Quiz oder Gedächtnistraining zum Abschluss gegen 15 Uhr gereicht wird, werden noch individuelle Angebote vorgeschlagen. „Manch einer möchte sich nach dem Essen hinlegen, andere gehen bei Wind und Wetter gemeinsam eine kleine Runde spazieren.“
Wichtig ist dem Einrichtungsleiter, dass er es durch gezielte Maßnahmen schafft, seine Gäste in ihrer Motorik zu stärken, sie dabei zu motivieren und zu fordern. „Viele haben ihren Tages- und Nachtrhythmus verloren, da sie nichts mehr erleben, verarbeiten und erzählen können. Dann liegen sie nachts wach. Wir bieten jedem Gast viel an, sodass sie zufrieden zu Hause in den Schlaf fallen und sich am nächsten Morgen auf den neuen Tag freuen.“ Ein weiterer wichtiger Punkt: Für die Zeit in der Tagespflege werden Familienangehörige wie Elsbeth Heun entlastet, können etwas für sich und ihre Erholung tun oder einfach nur die freien Stunden genießen. „Mir wird berichtet, dass mein Mann sich täglich anstrengt. Das tue ich auch, denn ohne mich geht es leider nicht. Um zur Ruhe zu kommen und Kräfte zu sammeln, gehe ich wieder zum Reha-Sport oder zum Turnen. Auch freue ich mich dadurch wieder Zeit für unseren Garten zu haben, den ich sonst vernachlässigen würde“, so die 75-jährige Elsbeth Heun. „Das mache ich alles mit gutem Gewissen, weil ich weiß, dass es meinem Mann in der Tagespflege gut geht.“
INFO | Jede(r) Interessierte sowie Familienangehörige sind eingeladen, sich – nach Terminabsprache – die Einrichtung der ASO anzuschauen. Auch ein Probe-Tag ist möglich. Pflegedienstleiter Andreas Bechert informiert Sie gerne unter Tel. 0208-9997-788. |
Quelle | ASO Alteneinrichtungen der Stadt Oberhausen | Fotos: jck (Verwendung von Text und Foto bedürfen einer ausdrücklichen und schriftlichen Genehmigung)